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Rassismus als Rache
Ist Rassismus einen Gegenschlag zu Iranischen Nationalismus?

Ich glaube, dass die Kriegstreiber und die Verantwortlichen für den israelischen Angriff auf den Iran sich in zwei Punkten verrechnet haben.

Erstens: das kollektive Bewusstsein der Menschen.
Die Iranerinnen und Iraner sind patriotischer, als es auf den ersten Blick scheint. Für einen großen Teil der Bevölkerung steht der Hass auf das Regime der Verteidigung des Landes gegen einen äußeren Angriff nicht im Weg.

Zweitens: der relative Erfolg Irans bei seiner Antwort auf den Angriff.
Israel hatte bis dahin noch keinen Krieg verloren. Vielleicht meint man, auch diesen Krieg habe Israel nicht verloren – doch man muss bedenken, dass iranische Raketen die sieben Schutzschichten Israels und seiner Verbündeten durchdrangen und israelisches Territorium erreichten. Der Beweis liegt in der massiven Nachrichtenzensur der israelischen Regierung über die Schäden an den getroffenen Zielen.
Ich rechtfertige hiermit nicht den Einschlag irgendeiner Rakete auf irgendein Ziel in irgendeinem Land. Es geht mir vielmehr darum zu erklären, warum Gegner Israels – einschließlich vieler arabischer Länder – diesen Vorfall mit Genugtuung aufgenommen haben.

Seit der Gründung Israels haben arabische Staaten – Nachbarländer wie auch ihre Verbündeten – fünf Mal gegen Israel Krieg geführt (inklusive des ersten Libanonkriegs). Sie wurden jedes Mal eindeutig besiegt. Abgesehen von den Aktionen bewaffneter Widerstandsgruppen hatte keiner der Gegner Israels dem Land jemals ernsthaften Schaden zufügen können.

Doch nun filmen Menschen in der Region iranische Raketen am Himmel, beobachten ihren Durchbruch durch den Iron Dome wie ein Fußballspiel – und manche feiern sogar. Jenseits der offiziellen Positionen ihrer Regierungen gewinnt der Name „Iran“ in der Bevölkerung der Region an Ansehen.

Aus meiner Sicht sind die Iranerinnen und Iraner im Lauf der Geschichte ungeschlagene Meister der Resilienz – und sie zahlen einen hohen Preis dafür.
Jetzt, wo nach dem Waffenstillstand die „Gefühle“ der Bevölkerung und ihr Blick auf das Heimatland öffentlich diskutiert werden, reicht es nicht mehr, nur auf das Vorgehen der Regierung im Vorfeld des Angriffs hinzuweisen.
Es reicht auch nicht mehr, die Haltung der iranischen Bevölkerung, die zivilen Opfer und ihren Umgang mit einer solchen Krise medial zu verschweigen.

In einer solchen Situation gibt es nur ein klares Ziel: das patriotische Empfinden der Bevölkerung.
Und was eignet sich besser als der Vorwurf des Rassismus?
Der Versuch, Nationalgefühl mit Rassismus gleichzusetzen, hat sich bereits bewährt – besonders im Zusammenhang mit Israel.
Man schaue nur auf Deutschland: Kein Mensch mit einem Mindestmaß an Anstand erlaubt sich, offen patriotische Gefühle zu zeigen. Kein moderater, „normaler“ Deutscher ist stolz auf seine Fahne – denn er weiß, dass ein solches Verhalten schnell als rassistisch ausgelegt wird. Das ist die Folge eines historischen Fehlers: der Verbindung von Nationalismus und Rassismus.

Nun scheint es, als solle Rassismus gegen afghanische Geflüchtete und Migrant:innen dieselbe Rolle für die iranische Gesellschaft spielen.
Iranischer Patriotismus soll durch den Makel des Rassismus aus der Geschichte getilgt werden.

Rassismus tritt oft in akzeptabler Form auf – mit Begriffen wie „legale vs. illegale Migranten“, mit Argumenten über Sicherheit und Ressourcen.
Das iranische Volk, das seit fast 50 Jahren Nachbar:innen aus Afghanistan aufgenommen hat, ist im Kern kein rassistisches Volk. Aber wenn wir nun auf diese Rechtfertigungen hereinfallen, rassistisches Verhalten dulden oder gar unterstützen, dann verlieren wir das, was uns als Gesellschaft heute am meisten verbindet – unsere iranische Identität.

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